Die Protest-Chronik 1949 bis 1959 sondiert das Terrain von Protest und Widerstand in der Nachkriegszeit. Sie soll den Blick auf eine ausgegrenzte, unterbelichtete oder verzerrt wahrgenommene Dimension oppositionellen Handelns in der Bundesrepublik ebenso wie in der DDR freimachen und Hergänge, Abläufe sowie Zusammenhänge sichern, die vom Vergessen bedroht sind, weil sie zumeist keine Chance haben, in den Annalen der historischen Sieger aufgeführt zu werden. In dem, was - auf Grund welcher Umstände auch immer - unterlegen ist, steckt etwas Unabgegoltenes, eine utopische Kraft. Die Protest-Chronik integriert in ihre Darstellung Vorkommnisse aus unterschiedlichen Bereichen wie Staat, Politik, Wirtschaft, Sozialleben, Kultur, Religion, Justiz und Massenmedien, um aus ihrem Geflecht den Kontext für das Entstehen von Protestbewegungen erkennbar werden zu lassen. Erst durch die Integration unterschiedlicher gesellschaftlicher Rahmenbedingungen und Infrastrukturen wird die Konzentration auf das Spektrum des Protests möglich. Mit der Schilderung Tausender von Einzelereignissen soll eine Doppelfunktion erfüllt werden: Zum einen sollen mühelos alle wichtigen oppositionellen Ereignisse ausfindig gemacht werden können, und zum anderen erlaubt sie überraschende Tiefeneinsichten in ein Zeitalter, von dem nicht wenige glauben, das alles Wesentliche von ihm bereits bekannt sei. Die Protest-Chronik - Nachschlagewerk und illustrierte Mikrologie in einem - kann und will keine Historik sein, sondern eine am Konkreten, an den Widerborstigkeiten der jüngeren Vergangenheit orientierte Chronik.
Das Projekt wurde 1996 im Arbeitsbereich „Politik und Gesellschaft der alten und neuen Bundesrepublik“, jetzt „Die Gesellschaft der Bundesrepublik“ abgeschlossen und liegt seitdem als dreibändige, mit einem zusätzlichen Registerband versehene Buchpublikation im Verlag "Rogner & Bernhard" bei Zweitausendeins vor.
(Stand Dezember 1997)
Publikation
Die Protest-Chronik 1949-1959, Rogner und Bernard bei Zweitausendeins, Hamburg 1996